Einfühlsame Gesprächspartner gesucht

Am Kinder- und Jugendtelefon Schopfheim nehmen samstags junge Leute den Hörer ab.

Die Jugendlichen bekommen dafür kein Geld, lediglich ein paar Snacks stehen für sie bereit. „Viele interessieren sich für Psychologie und wollen einfach helfen“, erklärte dazu Kirsten Trefzger, Projektleiterin des Kinder- und Jugendtelefons des Deutschen Kinderschutzbundes, im Gespräch mit Marco Fraune, Vorsitzender des Vereins „Leser helfen Not leidenden Menschen“, als Gastrednerin bei der Binzener Runde.
Allein gelassen werden die Jugendlichen bei ihrer wichtigen Aufgabe nicht. Alle Ehrenamtlichen durchlaufen regelmäßig Schulungen von Experten. Mögliche Gesprächssituationen werden beispielsweise in Rollenspielen eingeübt.

„Ihr Einsatz soll den Jugendlichen auch etwas bringen“, betonte Trefzger. Und vor allem: „Es soll ihnen gut gehen dabei.“

Für viele der Anrufer sind Ansprechpartner im eigenen Alter attraktiv, wie Trefzger auf Nachfrage berichtet. Sie haben dann eher das Gefühl, ein Gespräch auf Augenhöhe führen zu können. Und vielleicht können sich jugendliche Berater auch besser in das eine oder andere Problem hineinfühlen, etwa den ersten Liebeskummer.
„Liebe kann total schön sein, aber auch megakompliziert“, weiß die Telefonseelsorgerin. Nicht wenige Anrufe drehen sich deshalb um dieses Thema. Andere häufige Probleme sind Einsamkeit, Langeweile, Sexualität oder Streit in der Familie.

Manchmal fehlt der Mut

Die jugendlichen Berater sitzen in der Regel zu zweit am Telefon, melden sich mit den Worten „Was können wir für dich tun?“ Nicht immer kommt ein Gespräch zustande. Manchmal fehlt den Anrufern dann doch der Mut. Von denen, die reden, wollen manche einfach nur mal alles loswerden, was sie bedrückt. Andere fragen nach, was sie tun sollen. Doch Ratschläge sollen nach Möglichkeit nicht gegeben werden.

Nicht von oben herab

„Wir glauben, dass die Kinder und Jugendlichen eigene Lösungen für ihre Probleme haben“, erklärt Kirsten Trefzger diese Zurückhaltung. Tipps von oben herab, die signalisieren, dass der Berater es besser weiß, sind daher nicht erwünscht. Stattdessen will man die Anrufer dabei unterstützen, ihre Situation besser zu reflektieren und zu bewältigen – verständnisvoll und ohne Zeitdruck.

Ein bisschen anders sieht es bei schwerwiegenden Problemen wie sexuellem Missbrauch oder Suizidgedanken aus. Für die jugendlichen Berater besteht deshalb immer auch die Möglichkeit, einen Hintergrunddienst zu informieren. Die Anrufer werden zudem auf passende Fachstellen hingewiesen, bei denen sie weitere Hilfe erhalten können.

Die jugendlichen Beraterinnen und Berater dürfen ein Gespräch aber auch beenden, wenn sie sich überfordert fühlen. Wichtig ist nur, dass sie dies dann auch offen ansprechen.

Das Kinder- und Jugendtelefon Schopfheim agiert unter dem Dach des Deutschen Kinderschutzbunds. Dieser setzt sich für die Rechte aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland ein. Sein Ziel ist eine Gesellschaft, in der die geistige, psychische, soziale und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefördert wird. Dabei sollen diese an allen Entscheidungen, Planungen und Maßnahmen, die sie betreffen, beteiligt werden.

Der Kinderschutzbund fordert zudem eine Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen von Familien, eine kinderfreundliche und gesunde Umwelt sowie gute Einrichtungen. Mehr über die Ziele kann in einem öffentlichen Leitbild nachgelesen werden.

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