Wenn das Geld einfach nicht reicht

Die Schuldnerberatung der Caritas leistet wertvolle Hilfestellungen.

„Wenn der Schuldner in die Situation gerät, dass nach Abzug der Lebenshaltungskosten das monatliche Einkommen nicht mehr ausreicht, um Kreditraten zu tilgen oder Rechnungen zu zahlen, spricht man von Überschuldung.“ Diese Definition stammt von der Homepage des Caritasverbands. Die dort ansässige Schuldnerberatung versucht in solchen Fällen zu helfen.

Sechs bis acht Monate Wartezeit

Oft sind es Trennungen, manchmal der Renteneintritt oder eine schwere Erkrankung, die sich auf die finanziellen Verhältnisse von Alleinstehenden oder Familien verheerend auswirken. Mit all diesen Fällen kommen die beiden hauptamtlichen Beraterinnen Elke Wodrich und Helene Vibrans sowie der ehrenamtlich tätige, ehemalige Banker, der nicht genannt werden möchte, schnell an ihre Kapazitätsgrenzen.

Sechs bis acht Monate beträgt derzeit die Wartezeit für einen Beratungstermin vor Ort. Und seit Juni haben Diakonie und Caritas vom Jobcenter auch noch die Betreuung der Bürgergeldbezieher übernommen.

Im Gegensatz zu abhängig Beschäftigten oder Rentnern haben diese einen Rechtsanspruch auf eine Schuldnerberatung. Die beiden kirchlichen Organisationen haben sich den Landkreis Lörrach nach regionalen Zuständigkeiten aufgeteilt. Linda Ziegler wird künftig die Bürgergeldempfänger aus dem Rebland, dem Kandertal und dem oberen Wiesental betreuen.

Lieber wochenweise als monatsweise haushalten

Für alle gibt es telefonische Erstgespräche und gegebenenfalls ein paar Ratschläge. „Wir empfehlen, der Familie und engen Freunden die Wahrheit zu sagen, stellen vielleicht das Auto oder die eine oder andere Versicherung in Frage“, berichtet Wodrich. Sie verweist zudem auf das Vier-Umschläge-Modell, dass das verfügbare Monatseinkommen auf Wochen aufteilt.
Nur in existenziellen Notlagen, wenn aufgrund von Energie- oder Mietschulden Wohnungslosigkeit beziehungsweise das Abschalten von Strom oder Gas drohen, können die zum Teil hoffnungslos überschuldeten und verzweifelten Menschen schneller mit einem Termin rechnen.

An zwei Nachmittagen in der Woche sitzt der Ex-Banker, der früher Großprojekte betreut hat, am Telefon, peilt die Lage und kann auch manchmal beruhigen: „Nein, Sie müssen deshalb nicht ins Gefängnis.“ Elke Wodrich lobt die stoische Ruhe, mit welcher der ehrenamtliche Kollege berät; die Zeit, die er sich nimmt, mit den Menschen zu sprechen, ihnen Wege aufzuzeigen.

Schuldner stellen ehrlichen Haushaltsplan auf

„Viele gehen beim Abbezahlen ihrer Raten über das gesetzlich festgeschriebene Existenzminimum hinaus“, berichtet die Schuldenberaterin. Nicht immer reicht das Geld dann noch zum Essen. Auch in solchen Fällen sorgt die Schuldnerberatung für mehr Klarheit und Sicherheit.

Auf der anderen Seite verpflichten sich die Schuldner einen ehrlichen Haushaltsplan aufzustellen, ihre Briefe zu sortieren und alle Gläubiger aufzulisten. Was dann folgt, können sich Kenner ein bisschen so vorstellen wie bei der früheren Fernsehsendung „Raus aus den Schulden“ mit dem Berater Peter Zwegat.

Mit den Gläubigern wird verhandelt und der Schuldner verspricht im Falle einer Privatinsolvenz drei Jahre Wohlverhalten. Mit allen Einkünften, die über das Existenzminimum hinausgehen, auch Erbschaften oder Lottogewinne, werden die Gläubiger bedient. Die restlichen Schulden werden nach dieser Zeit erlassen.

Vom Grenzgänger bis zum Online-Shopping

Es seien zunehmend auch Menschen mit gutem Einkommen, die aufgrund der Inflation in die Überschuldung geraten, berichtet Elke Wodrich. Handyverträge, Umschuldungen bei Banken oder auch Grenzgänger aus der Schweiz, die ihre Einkommenssteuer selbst abführen müssen, sind typische Beispiele, wie es dazu kommen kann. Darüber hinaus gibt es Selbstständige, die in die Insolvenz rutschen, Menschen mit dürftiger Rente und solche, die sich von der plötzlichen Arbeitslosigkeit aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht wieder erholt haben.

Ziegler hat zudem das Online-Shopping mit seiner Maxime „Bestelle heute, bezahle morgen“ als eine echte Schuldenfalle ausgemacht. „Wer nicht sehr zahlenaffin ist, verliert da schnell den Überblick.“

„Unser Ziel ist es, den Betroffenen wirtschaftliche und psychische Stabilität zu geben und einen Ausweg zu finden“, teilt der Caritasverband mit. Die Finanzierung der Beratung erfolgt über Fallpauschalen des Sozialministeriums beziehungsweise über Zuschüsse aus dem Fritz-Berger-Fonds.

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