Noch ein letztes Mal etwas erleben

Das Team der ambulanten Palliativversorgung erfüllt mit einem Bus letzte Wünsche.

Seit dem vergangenen Jahr können sie mit dem Wünschebus Südbaden einigen sterbenskranken Menschen auch in unserer Region ein ganz besonderes Angebot machen. Bei dem Bus handelt sich um ein speziell ausgerüstetes Fahrzeug, das den Transport von Schwerstkranken ermöglicht und ihnen somit letzte Wünsche erfüllen kann. Das SAPV-Team fährt solche Einsätze in seiner Freizeit.


Letzte Wünsche werden ernst genommen

Das Palliativnetz ist spezialisiert auf die Behandlung von Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Angst und anderen Beschwerden, die die Lebensqualität einschränken. Dabei steht eine würdezentrierte Versorgung des Patienten im Mittelpunkt, die auch vor individueller Hilfe im Sterbeprozess nicht Halt macht. Im Verlauf dieser Begleitung würden oft auch letzte Wünsche geäußert, sagt der Palliativmediziner Mario Steffens vom Team des Projekts Wünschebus Südbaden. Allein das Reden darüber würde bei den Patienten mitunter zu einer gewissen inneren Ruhe führen, die Erfüllung solcher Wünsche könne dem Leben einen würdigen Abschluss geben.

Mehr noch: Der Arzt hat festgestellt, dass mit der Freude über ein solches Ereignis auch der Bedarf an Schmerzmitteln sinkt und die Patienten einen unerwarteten Motivationsschub bekommen. „Sie müssen ihnen in die Gesichter sehen“, erklärt Steffens seine Motivation und spricht von leuchtenden Augen. Und die Vorfreude hallt auch hinterher noch nach. Denn die Patienten bekommen nach ihrem Ausflug zur Erinnerung ein Fotoalbum überreicht.

Manchmal verhindert auch der Tod die Pläne

Freilich ist nicht jeder Wunsch umsetzbar. Und weil das Wünschebus-Team es mit schwerstkranken Menschen zu tun hat, ist der Tod manchmal schneller. So wurde beispielsweise aus dem Wunsch eines Mannes, das Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund am 11. November in Stuttgart zu sehen, dann doch nichts mehr. „Das passiert“, bedauert der Arzt. Immerhin die Vorfreude konnte dem Mann niemand nehmen.
Die Wünsche sind so verschieden wie die Menschen selbst und das Sterben hat unterschiedliche Phasen. „Das soziale Sterben durch nicht mehr Teilhaben ist meist der erste Verlust, der wahrgenommen wird und nicht selten in einer zusätzlichen Depression mündet“, erklärt Steffens.

Noch einmal den geliebten Feldberg gesehen

So erging es auch einem 61-Jährigen, der an einem Lungentumor erkrankt war und der bereits im Rollstuhl saß. Dieser Patient fand stets seinen inneren Ausgleich beim Wandern auf dem Feldberg. Ein Transport im Auto war durch die Frakturgefährdung aufgrund der Knochenmetastasen nicht mehr möglich. Auch hätte die mobile Sauerstoffversorgung nicht sehr lange gereicht. Mit dem Wünschebus Südbaden jedoch konnte er den Feldberg noch einmal sehen.

Das von außen unscheinbar gehaltene Fahrzeug steht allen Patienten zur Verfügung, die unheilbar krank sind, mal ging es damit nach Efringen-Kirchen zu Kaffee und Kuchen, ein anderes Mal sogar nach Genua ans Meer. Und dann ist da noch die alte Frau, die noch einmal ihr Modegeschäft besuchen will, bevor sie in ein Pflegeheim kommt und die Stadt verlassen muss. Für eine andere Patientin wird sogar ein Hubschrauberflug organisiert. Schon immer wollte sie Lörrach von oben sehen und sie wisse ja nicht, ob sie auf ihrer zukünftigen Wolke einen Blick darauf habe, scherzte sie. „Humor darf auch am Lebensende nicht fehlen“, weiß das Team vom Wünschebus Südbaden.

Für ihre Aktionen erhalten die freiwilligen Helfer von keiner öffentlichen Stelle Gelder. Auch Krankenkassen lehnen eine Kostenübernahme ab. Der Bus ist zwar bezahlt, jedoch belaufen sich die Betriebskosten auf jährlich etwa 20 000 Euro. Auch dieses Projekt wird von unserer Spendenaktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ unterstützt.

Auf der Homepage gibt es weitere Informationen sowie einen Spendenbutton unter

www.wuenschebus-suedbaden.de

 

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