Was die Spendengelder in der Region bewirken

Vertreter der begünstigten Organisationen gaben Auskunft über die Verwendung.

Von Alexandra Günzschel

Wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir fangen mal im Landkreis Lörrach an.“ Mit diesen Worten begrüßte Marco Fraune, Chefredakteur beim Verlagshaus Jaumann und Vorsitzender des Hilfsvereins „Leser helfen Not leidenden Menschen“, die Vertreter der zahlreichen Vereine, Institutionen und Organisationen, die sich im Konferenzraum des Verlagshauses versammelt hatten. Sie alle werden von den gut 110 000 Euro profitieren, die dieses Jahr mit der Spendenaktion eingenommen werden konnten.
Daran, dass das Geld genau an den richtigen Stellen landet, bestand eine Stunde später kein Zweifel mehr. Denn die Vertreter der Hilfsorganisationen hatten nacheinander ausführlich dargelegt, was sie für die Gesellschaft tun und wofür sie den willkommenen Zustupf einsetzen wollen. Sie alle werden auf ihre Art weiter dazu beitragen, das Leiden in unserer Region ein wenig zu mindern.

So konnte der Seniorenbeirat der Stadt Lörrach eine Aktion aus der Corona-Zeit nicht nur weiterführen, sondern sogar noch ausbauen. 870 gut bestückte Weihnachtstüten wurden vorwiegend an einsame und bedürftige Menschen verteilt. 3200 Euro aus der Hilfsaktion sowie kleinere Spenden hatten dies möglich gemacht. „Die größere Armut ist die Einsamkeit“, erklärte dazu Monica Rexrodt, die die Aktion federführend begleitet hat.

Die Ambulante Hospizgruppe Dreiländereck will das Geld für die Ausbildung der ehrenamtlichen Trauerbegleiter verwenden. Neben der Sterbebegleitung ist dies ein zunehmend stärker nachgefragter Bereich innerhalb der Hospizgruppe, für den es jedoch keine Zuschüsse gibt. 50 Betroffene haben im vergangenen Jahr für ihre Trauerbewältigung Hilfe bei dem Verein gesucht, wie Tonio Paßlick, Leiter der Hospizgruppe, ausführte.
Antje Lauber, sie leitet das Lörracher Frauenhaus, führte aus, dass die Einrichtung in den vergangenen Jahren von zwölf auf 24 Plätze erweitert werden konnte. Dafür brauche es nun auch doppelt so viel Geld, denn das Frauenhaus sei zu etwa 25 Prozent spendenfinanziert. Das Geld kommt direkt den Frauen und ihren Kindern zugute, etwa als Starthilfe beim Auszug.
Stefan Heinz von der Wohnungslosenhilfe im Landkreis Lörrach berichtete von konkreten Hilfsmaßnahmen, etwa wenn aufgrund von Mietschulden der Verlust der Wohnung droht. Aber auch in Form von Essensgutscheinen werde Hilfe geleistet. Zwei Mitarbeiter würden Obdachlosen darüber hinaus den Zugang zu medizinischer Versorgung ebnen. Die Spenden seien wichtig, da der Landkreis seine Zuschüsse zurückfährt, bemerkte Heinz.

Für die Caritas im Landkreis Lörrach bedankte sich Ruth Götzmann für die große Hilfe. Die Caritas wird das Geld an Menschen in existenzieller Not weitergeben, wenn sie zum Beispiel ihre Miete nicht mehr zahlen können oder zugunsten der Stromkosten am Essen sparen. Götzmann wies darauf hin, dass Einsamkeit nicht nur im Alter ein Problem sei. Das Kletterprojekt „Free Solo“ gebe jungen Männern Halt und Orientierung, während sich ein Familientreff an Alleinerziehende richtet. Die Gelder werden nun unbürokratisch als Einzelfallhilfen verteilt.

Frank Meißner, Leiter der Drogen- und Jugendberatungsstelle in Lörrach, setzt ebenfalls auf Einzelfallhilfen. Er bedankte sich im Namen seiner Klienten für die verlässliche unbürokratische Hilfe durch den Verein. „Wir sind dankbar, dass wir auch während des Jahres noch anfragen dürfen.“ Die Einrichtung betreut Menschen jedes Alters – Sterbende genauso wie Jugendliche.

„Manchmal hilft nur noch Bargeld weiter und so viele Töpfe gibt es dafür nicht“, freute sich auch Volker Hentschel vom Diakonischen Werk im Landkreis Lörrach über den Geldsegen für Hilfen im Einzelfall. Aber auch Ausflüge sollen mit dem Zustupf ermöglicht werden. Beim Diakonischen Werk sind rund 300 Ehrenamtliche tätig, erklärte Hentschel.

Von Kürzungen durch das Landratsamt betroffen, ist die Frauenberatungsstelle Lörrach, wie Mechthild Frey ausführte. Mit dem Geld will die Einrichtung nun zumindest das mobile Team in Schopfheim aufrechterhalten. Kurze Wege seien für viele Frauen wichtig, betonte Mechthild Frey.

Die Telefonseelsorge Lörrach-Waldshut hat im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen keinen direkten Kontakt zu den Hilfesuchenden. Die 50 ausgebildeten Ehrenamtlichen sind für Menschen da, die jemanden brauchen, der ihnen einfach mal zuhört. Oft gehe es um Familienkonflikte, nicht selten auch um psychische Erkrankungen, erklärte der Vorsitzende Traugott Weber. Die Telefonseelsorge ist häufig auch nachts und am Wochenende zu erreichen.

In die rechtssichere Ausbildung der Betreuer will der SKM-Betreuungsverein das Geld stecken, erklärte Rolf Reißmann. Dafür gebe es unter anderem eine Kooperation mit der Seniorenakademie Hochrhein-Wiesental.

Das Haus Engels in Hertingen will das Geld für Ferienfreizeiten auf der Nordseeinsel Spiekeroog nutzen und den Bewohnern so alle zwei bis drei Jahre einen Urlaub ermöglichen. Vor Ort geht es dabei auch darum, Kino- oder Restaurantbesuche zu finanzieren, wie Michael Steiert ausführte.

Der Freundeskreis Schloss Bürgeln, einst gegründet, um das Kulturdenkmal zu erhalten, leistet selbst vielfältige Hilfe auch im Einzelfall, wie Markus Moritz erklärte. Der Freundeskreis beteiligt sich beispielsweise an der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, finanziert bei Bedarf Blindenhunde oder auch Rollstühle.

Der Kinderschutzbund Lörrach bietet Hausaufgabenbetreuung und Ferienfreizeiten an. Der Verein erhält zudem viele Kleiderspenden und gibt diese weiter. Durch die Spendengelder kann für die Familien nun auch mal etwas Neues gekauft werden. Beliebt seien beispielsweise Drogerie-Gutscheine, etwa für ein Paket Windeln, erklärte Anja Cefala.

Die Sozialstation Schopfheim ermöglicht Familien mit Demenzerkrankten Ausflüge. „Viele machen keinen Urlaub mehr aus Angst aufzufallen oder weil sie zu erschöpft sind“, erläuterte Leiterin Silvia Steimle-May. Sie erzählte unter anderem von einer Frau, die nicht mehr spricht, aber Gedichte vorliest.

Andreas und Sabine Musolt berichteten vom Diakonie- und Frauenverein Haltingen und dessen Aktivitäten – angefangen bei der Kleinkindgruppe bis hin zum erfolgreichen Sockenverkauf für den guten Zweck.

Katja Widmer von der AB-Gemeinde in Steinen berichtete vom äußerst erfolgreichen und kostenlosen Kinder-Ferien-Club, der von 100 Ehrenamtlichen betreut wird. Erstmals war in diesem Sommer auch eine Gruppe aus der Flüchtlingsunterkunft dabei.

Reinhard Ihl von der Tafel Dreiländereck verdeutlichte die derzeit hohe, kaum zu bewältigende Nachfrage, insbesondere auch durch Familien aus der Ukraine. Erstmals mussten wir mit Sondergenehmigung Lebensmittel zukaufen, erklärte Ihl. Mit dem Geld werden unter anderem neue energiesparende Kühlzellen angeschafft.

Von den vielfältigen Aufgaben in der Fachstelle Suchthilfe berichtete Gustav Mellert. Niederschwellige Angebote mit psychosozialer Betreuung gehören genauso zur Angebotspalette wie das Augenmerk auf neue Probleme wie Onlinespielsucht.

Einzelfallhilfen
Viele Spendengelder werden direkt an Menschen in einer akuten finanziellen Notlage ausbezahlt. Die Situationen, in denen dies erforderlich ist, sind vielfältig – einige Beispiele:

Eine Klientin hat gerade einen Hauptantrag ans Jobcenter geschickt, über den noch nicht entschieden ist. Leider bekommt sie auch keine Leistungen mehr vom Landratsamt. Die alleinerziehende Mutter ist arbeitssuchend.

Eine psychisch und körperlich erkrankte Frau (44), die von Sozialleistungen lebt, ist kürzlich umgezogen und benötigt noch ein paar Möbel für die Einrichtung. Über eine Spende würde sie sich deshalb sehr freuen.

Herr S. (66) ist alleinstehend und Rentner. Die Rente von 700 Euro reicht nur fürs Allernötigste. Zu Weihnachten soll ihm ein großer Wunsch erfüllt werden. Um erreichbar zu sein, wünscht sich Herr S. ein Rentnerhandy für 77 Euro.

 

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