Wichtige und geschätzte Anlaufstelle
Der Verein „Hilfe für Wohnsitzlose“ unterstützt die Wärmestube in Friedlingen.
Von Siegfried Feuchter
Gemeinsam mit dem AGJ-Fachverband in der Erzdiözese Freiburg betreibt der Verein „Hilfe für Wohnsitzlose“ die Wärmestube. Die Stadt Weil am Rhein hatte seinerzeit dem AGJ-Fachverband das Gebäude an der Colmarer Straße 3 in Erbbaupacht überlassen. Inzwischen gibt es diese wichtige soziale Einrichtung seit fast 30 Jahren.
Von Anfang an dabei und treibende Kraft für die 1994 von der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde Weil am Rhein gegründete Wärmestube war Christel Stauß. Sie stand 22 Jahre lang unermüdlich an der Spitze des Vereins und gab vor knapp zwei Jahren den Vorsitz an Kathrin Schuster ab, setzt sich jedoch weiterhin als stellvertretende Vorsitzende für die gute Sache ein. Denn die Wärmestube ist für die ehemalige langjährige Stadträtin eine Herzensangelegenheit.
Wie gut die Kooperation mit dem AGJ-Fachverband und dem Lörracher Erich-Reisch-Haus funktioniert, unterstreichen im Gespräch mit unserer Zeitung Stefan Heinz, Leiter der AGJ-Wohnsitzlosenhilfe, sowie Oliver Killmann, langjähriger hauptamtlicher Sozialarbeiter, der vor Ort ständiger Ansprechpartner in der Wärmestube ist und sich um alles kümmert. Allen Beteiligten ist ein Ziel gemeinsam: Sie wollen Menschen in schwierigen Situationen begleiten und ihnen ein Dach über dem Kopf und eine Perspektive bieten.
40 Obdachlose am Tag
Was wäre eine solche Einrichtung ohne die ehrenamtlichen Kräfte? Dominique Scheil beispielsweise kocht täglich ein warmes Mittagessen für die Obdachlosen. Seine Kochkünste sind geschätzt. „Ich koche gerne für andere Menschen“, sagt der Mann, der in Not geratene Menschen eine Freude machen will. Im Schnitt nutzen 20 Personen pro Tag dieses Angebot, für das sie 1,50 Euro bezahlen.
Ümüt Yildiz ist ebenso täglich in der Wärmestube anzutreffen, die montags bis freitags jeweils von 8 bis 16 Uhr geöffnet hat. In dieser Zeit ist die Einrichtung für Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben und auf der Straße leben, willkommene und gern genutzte Anlaufstelle, um sich aufzuwärmen, einen warmen Kaffee zu trinken, ein Mittagessen zu genießen, Gemeinschaft zu erleben, zu duschen oder sich in der Kleiderkammer mit einem passenden Kleidungsstück, einer Wolldecke oder einem Schlafsack einzudecken. Yildiz ist sozusagen „Mädchen für alles“, er kümmert sich um die Kleiderkammer ebenso wie er im und ums Haus nach dem rechten schaut. Zudem gehört er dem Vorstand des Vereins „Hilfe für Wohnsitzlose“ an.
Bis zu 40 Obdachlose suchen pro Tag die direkt am Rheinpark liegende Wärmestube auf. Dabei liegt der Anteil der Frauen bei rund 20 Prozent. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in der Wärmestube keine. Wenn diese Menschen, hinter denen sich als Folge von Arbeits- und Wohnungslosigkeit, Krankheit, Trennung oder Tod des Partners viele Schicksale verbergen, gerade in der kälteren Jahreszeit ein Bett zum Übernachten suchen, bekommen sie eine Fahrkarte, damit sie im Erich-Reisch-Haus in Lörrach im Warmen nächtigen können.
Der Weiler Verein „Hilfe für Wohnsitzlose“, der sich ausschließlich über Spenden finanziert, kommt für den Gebäudeunterhalt und die Betriebskosten auf. Allein die Nebenkosten für die Wärmestube belaufen sich auf 7000 bis 8000 Euro im Jahr. Zwar ist der Verein, wie Kathrin Schuster und Christel Stauß verdeutlichen, mit der Spendentätigkeit der Bevölkerung zufrieden, doch gestiegene Energiekosten und die höheren Lebensmittelpreise machen dem Verein zu schaffen, weshalb er über jede Art von Zuwendung dankbar ist. So zum Beispiel auch über die regelmäßigen Lebensmittelspenden der Marktfrauen vom Weiler Wochenmarkt oder von Bürgern, die immer wieder mal vorbeikommen, um Kuchen oder in der Vorweihnachtszeit Plätzchen vorbeizubringen.
„Gerade in der Weihnachtszeit werden wir erfreulicherweise beschenkt“, sagt Christel Stauß, und Kathrin Schuster, ebenso mit Herzblut engagiert, fügt hinzu: „Die Hilfsbereitschaft von Bürgern, Firmen und Vereinen ist ungebrochen.“ Während die Kleiderkammer noch ordentlich bestückt ist, sind zum Beispiel Zelte, Isomatten und Schlafsäcke Mangelware. Und Geld für notwendige Anschaffungen und den Gebäudeunterhalt ist stets willkommen. Der Verein „Hilfe für Wohnsitzlose“ leistet jedenfalls, wie der AGJ-Leiter in Lörrach betont, einen wichtigen Beitrag, die Not hilfsbedürftiger Menschen zu lindern.
Beratungsstelle gefragt
In der Wärmestube ist laut Stefan Heinz auch eine Beratungsstelle zur Wohnungssicherung eingerichtet, die von der Stadt Weil und dem Landkreis Lörrach finanziert wird. Diese kümmert sich um Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, oder denen eine Räumungsklage ins Haus steht, weil sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können. Die Beratungsstelle wird in Zeiten hoher Mieten stärker in Anspruch genommen, da die Zahl der Hilfsbedürftigen steigt.
Rund 50 Weiler Haushalte nehmen die kostenlose Dienstleistung in Anspruch. „Wir versuchen, eine Räumungsklage abzuwenden und eine tragbare Lösung für die Betroffenen zu finden“, verdeutlichen Heinz und Killmann.