Mit leeren Händen und offenem Herzen
Ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiter schenken vor allem Zeit.
Die Ambulante Hospizgruppe Dreiländereck begleitet Schwerkranke, Sterbende sowie deren Angehörige und Trauernde. Als Sterbe- und Trauerbegleiter schenken die Mitarbeiter den Menschen vor allem eines – Zeit. Der Wirkungskreis der Gruppe, die 1992 als regionale Einrichtung in Grenzach-Wyhlen entstanden ist, erstreckt sich mittlerweile auf die Städte Lörrach, Weil am Rhein, Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen und die Gemeinden zwischen Eimeldingen und Schwörstadt.
Treffen in Kleingruppen
Zu den erfahrenen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen gehört Irène Paßlick, die Trauernde sowohl einzeln als auch in kleinen Gruppen betreut. „Jede Gruppe hat ihre eigene Dynamik und häufig kommt es ganz anders, als man denkt“, gibt sie im Gespräch ihre Erfahrungen weiter. Denn in den Kleingruppen mit vier bis sechs Personen treffen oft sehr unterschiedliche Menschen aufeinander. Während der gemeinsamen Trauerarbeit öffnen sie sich füreinander, kommen ins Gespräch und erfahren dadurch hilfreiche Unterstützung.
Lernen wie andere trauern
„Darf ich schon wieder einen neuen Partner haben?“ Oder: „Ist es wirklich angebracht, die Kleider des Verstorbenen gleich nach dessen Tod zu entsorgen?“ Es sind Fragen wie diese, die aus der Gruppendynamik heraus entstehen können und für viele oftmals wertvolle neue Erkenntnisse bringen.
Für den Ablauf der Trauergruppen-Treffen gibt es ein Konzept, das auf die jeweiligen Teilnehmerinnen abgestimmt ist. Die erste Stunde bezeichnen die Begleiterinnen als „Rucksack-Runde“, da die Trauernden beschreiben, was sie seit dem letzten Treffen am meisten beschäftigt hat. Für die zweite Stunde werden Kreativarbeiten angeboten, die oft einen anderen Zugang zur Trauer ermöglichen. Ein neues Angebot ist die Eltern-Trauergruppe, speziell für Mütter und Väter, die den Verlust eines Kindes erleben mussten.
Intensive Weiterbildung
Die Weiterbildung zur Sterbebegleitung ist eine Grundlage für die Trauerbegleitung. Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit sich selbst, aber auch um Selbstfürsorge, respektive die Fähigkeit, sich abzugrenzen. Irene Paßlick spricht von einer intensiven Fortbildung, die viel mit Selbsterkenntnis zu tun habe.
Sterben in anderen Kulturen
Darüber hinaus wird ein Blick auf das Sterben in anderen Kulturen geworfen. Und es gibt Anleitungen, etwa dazu, wie man sich verhält, wenn jemand nicht mehr sprechen kann. Zum Patienten geht es dann „mit leeren Händen und offenem Herzen“, so ein wichtiger Grundsatz. Denn bevor der Sterbebegleiter auf Wunsch andere Angebote macht, wie zum Beispiel das Vorlesen von Gedichten, soll ein Resonanzraum für den offenen Austausch geschaffen werden.
Etwa 40 Frauen und Männer sind derzeit ehrenamtlich aktiv in der Sterbe- und Trauerbegleitung der Ambulanten Hospizgruppe Dreiländereck. Regelmäßig bilden sie sich weiter, erhalten Supervision und Gruppentreffen. Die beiden Koordinatorinnen sind Palliativ-Care-Fachkräfte. Für diese hauptamtlichen Kräfte ergeben sich besondere Herausforderungen im Anleiten der freiwilligen Helfer, wie Koordinatorin Stefanie Sproß erklärt.
Neben der Begleitung der Ehrenamtlichen gehört auch die Begleitung der Hilfesuchenden zum Aufgabenspektrum der Koordinatorinnen. Sie führen das Erstgespräch in den Familien, schauen sich das Hilfe-Setting an, überlegen welche Ehrenamtlichen dort gut passen könnten. Und nicht zuletzt geht es auch um Verwaltungsaufgaben und Öffentlichkeitsarbeit.
„Wir versuchen, die Verwaltung schlank zu halten“, erklärt Sproß. Auf diese Weise fallen kaum Sachkosten an. Geld wird für das Personal und Qualifizierungsmaßnahmen benötigt. Die Sterbebegleitung wird gefördert. Dafür gilt es, Anträge zu stellen. Ansonsten finanziert sich die Hospizgruppe über Spenden.
Eine Herzensarbeit
Und wenn es sie selbst einmal trifft, denken die beiden Frauen, dass sie mit ihrer ganzen Erfahrung gut gewappnet sind? Beide hoffen es, sind sich aber nicht sicher. „Es gibt so schlimme Diagnosen. Da hilft alles Wissen nichts“, sagt Irene Paßlick. Als belastend hat sie ihre beratende Tätigkeit jedenfalls nie empfunden. „Es ist eine Herzensarbeit. Ich mache das sehr gern.“