Warteschlangen vor dem Tafelladen

Die Tafel Dreiländereck schafft eine Brücke zwischen Überschuss und Mangel.

Von Siegfried Feuchter

Eine wichtige und gefragte Anlaufstelle für hilfsbedürftige Menschen mit geringem Einkommen ist die Dreiländereck-Tafel an der Hofmattstraße 12 in Brombach. An jedem der drei Öffnungstage Dienstag, Mittwoch und Freitag in der Woche kommen durchschnittlich bis zu 190 Personen, um hier preisgünstig einkaufen zu können. Abends sind die Regale leer.
Bereits lange, bevor sich die Tür zum Laden öffnet, stehen zahlreiche Menschen draußen Schlange. Das begehrte Lebensmittelangebot können nur berechtigte Personen, die eine kleine Rente haben oder Sozialhilfe, Grundsicherung oder Wohngeld beziehen, in Anspruch nehmen. Dazu müssen sie zuvor eine nicht übertragbare Kundenkarte beantragt haben.

„Wir schicken niemanden hungrig weg“, sagt Reinhard Ihl, Vorsitzender des Vereins Dreiländereck-Tafel. Er und Angelika Kiefer, die die Tafel vor 20 Jahren auf Initiative von Wolfgang Merz mitgegründet hat, den Laden leitet und Schatzmeisterin des Vereins ist, sowie Wolfram Dürr, stellvertretender Vorsitzender, der unter anderem den Einlass mit vier Zeitfenstern und einem rollierendem System neu organisiert hat, stellen im Gespräch mit unserer Zeitung die aktuelle Situation der Tafel und deren Bedeutung vor. Das Leitmotiv lautet: „Lebensmittel retten, Menschen helfen“.

Starke Nachfrage

Weil in Zeiten hoher Lebensmittelpreise und hoher Flüchtlingszahlen immer mehr Menschen auf eine preisgünstige Einkaufsmöglichkeit für Grundnahrungsmittel angewiesen sind, ist die Nachfrage, vor allem seit dem Ukraine-Krieg, stark gestiegen.
Hatte die Tafel Dreiländereck vor Corona 500 Haushalte mit Berechtigungsscheinen, so sind es inzwischen bereits 1050. Die Verdoppelung geht vor allem auf den Ukraine-Krieg und die gestiegenen Flüchtlingszahlen zurück. Rund 50 Prozent der Flüchtlinge, die die Tafel aufsuchen, stammen aus der Ukraine. Insgesamt kommen Menschen aus 28 Nationen zur Tafel.

Die Nachfrage nach Berechtigungsscheinen ist zwischenzeitlich so stark, dass sich die Verantwortlichen am 22. November gezwungen sahen, einen Aufnahmestopp zu erlassen.

„Wir können nicht mehr alle Personen, die sich bei uns neu anmelden wollen, ausreichend mit Lebensmitteln versorgen“, begründen die Vorstandsmitglieder den vorläufigen Stopp, den sie sehr bedauern. Das heißt, es gibt erst wieder neue Berechtigungsscheine, wenn die Warteliste abgebaut ist. „Denn wir können nur das ausgeben, was wir kriegen“, stellt Vorsitzender Ihl fest, während sein Stellvertreter Dürr hinzufügt: „Wir sind kein Supermarkt, wir unterstützen Menschen.“

Das Einzugsgebiet der Tafel Dreiländereck Lörrach-Weil am Rhein reicht im Wiesental bis nach Steinen, im Rebland bis nach Bad Bellingen und im Kandertal bis nach Malsburg-Marzell. Jeder Berechtigte darf einmal in der Woche im Tafelladen einkaufen, wobei die Kunden, darunter auch Familien mit bis zu sieben Kindern, mit dem Bus nach Brombach fahren.

80 Ehrenamtliche

80 ehrenamtliche Kräfte, großteils Rentner, sowie zahlreiche Spender von Lebensmitteln und Geld, halten den Betrieb des Tafelladens aufrecht und stellen sich in den Dienst der guten Sache. Hier können sich hilfsbedürftige Menschen für etwa zehn Prozent des regulären Ladenpreises mit Lebensmitteln und auch Hygieneartikeln eindecken.

„Wir sind Lebensmittelretter“, sagt Angelika Kiefer zu der Tatsache, dass in den Tafeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel angeboten werden, die ansonsten im Müll landen würden. Ehrenamtliche Helfer, darunter beispielsweise auch ein Lörracher Kinderarzt, der sich jeweils samstags als Fahrer in den Dienst der guten Sache stellt, holen die von den Lebensmittelmärkten, Discountern, Bäckereien, Marktfrauen und Drogerien aus dem Einzugsgebiet zur Verfügung gestellten Waren ab und sortieren sie. Ebenso wichtige Helfer sind Schüler, die im Tafelladen ein Sozialpraktikum absolvieren.

Vorbildliche Initiativen

Auch gibt es immer wieder vorbildliche Initiativen. Zum Beispiel haben die Kirchen im Markgräflerland Geld gesammelt, während Bauern immer wieder Kartoffeln, Äpfel, Eier und dergleichen zur Verfügung stellen. Und die Isteiner Ortsvorsteherin Daniela Britsche sammelt im Rathaus Lebensmittelspenden, während ein Mineralölkonzern die Erneuerung der Computerausstattung ermöglicht hat.

Dankbar sind die Verantwortlichen des Tafelladens ebenso über Geldspenden von Privatpersonen und Firmen. Diese ermöglichen es, dass dieses Jahr für 8000 Euro Lebensmittel, die Mangelware sind, hinzugekauft werden konnten. Denn es fehlt oft an Frisch- und Milchprodukten sowie Fleisch- und Wurstwaren.

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